Ausstellung 10.01.-02.02.2025
Eröffnung, 09.01.2025
galerieGEDOKmuc
Schleißheimer Straße 61
80797 München
Wir sind schuldig, unschuldig, frei, gefangen, resignierend, hilflos, aggressiv, liebevoll. Die verhedderten Fäden menschlicher Erfahrungswelten spinnen sich in „Look at me“ zu einem schillernden Stoff unserer Existenz. Macht kommt aufs Tapet. Verhülltes wird ans Licht gezerrt. Unverständliches am eigenen Körper zur Schau gestellt.
Dräxler, Lankowitz, Singh und Totzauer haben ein Werkzeug: Den Blick. Es sind die Blicke, die sie verzerren, sezieren und aushalten. Alles nur um uns genau hinschauen zu lassen, auf diese wunderliche Welt. Kuratiert von Franziska Schrödinger
Veronika Dräxler (*1986) arbeitet in ihren interdisziplinären Performances und Videoinstallationen mit Mustern und Materialien, die durch den Missbrauch von Macht zu kollektiven und individuellen Traumata geführt haben. Diese transformiert sie durch eigens entwickelte Rituale der Heilung und schafft so neue, transformative Umgebungen. Für den "Veil of Violence" hat sie Brautschleierstoff bedruckt: mit historischen Tarnmustern von militärischen und paramilitärischen Einheiten, die wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom Internationalen Strafgerichtshof verurteilt wurden.
Der Hirsch ist lange erlegt. Von ihrer Großmutter, in der Steiermark. Brigitta Maria Lankowitz hat das Geweih mit Mullbinden umwickelt. Weich sieht es aus, das Horn, nicht mehr aggressiv, keine Waffe, eher verletzlich, empfindlich. Aber so liegt es eben wie unter einer Decke. Winterhirsch nennt Lankowitz ihre Arbeit, einer Decke aus Schnee, einer Schneewehe. Ein Geweih, eben nicht an der Wand, nicht in einer Jagdstuben-Männergesellschaft, sondern ummantelt und in Schutz genommen. Ein Selbstporträt der Künstlerin. Der Künstlerin mit Geweih.
Sandra Singh, geboren 1990 in München, ist bildende Künstlerin, Fotografin und Kunstpädagogin. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet Singh an der Schnittstelle von Fotografie, Druckgrafik und Medienkunst. Ihr Fokus liegt auf Projekten und Recherche zu Themen der Grenzpolitik, weibliche Autonomie und migrantische Identität. In ihren Arbeiten konzentriert sie sich auf die komplexe Beziehung zwischen Dokumentation und Fiktion und die spielerische Hinterfragung ihrer Grenzen. “Toxic Technoculture Tower” ist die erste Teilpräsentation des Projects “Virtual War (On Women), welches sich mit Misogynie und Internetkultur beschäftigt.
Janina Totzauer verbindet in ihren Installationen die Medien Video, Keramik und Textil und kreiert daraus neue Lebensformen und -fantasien. Ihre künstlerische Praxis ist geprägt von einer intensiven Recherche zur Natur als Wissensvermittlerin, aber auch der langjährigen Beschäftigung mit Brauchtümern und Traditionen in unterschiedlichen Kulturkreisen wie in ihren Wahlheimaten Mosambik und Südafrika. Ihre Arbeiten sezieren menschliche Konstrukte wie Patriarchat, Imperialismus und Rassismus und entwickeln die Vision einer möglichen alternativen Zukunft.